Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Liebing C. et al. Diabetes, Stoffwechsel und Herz, Band 25, 1, 2016

O R I G I N A L A RT I C L E S   /   O R I G I N A L I E NLiebing et al.: FGM: Schritt- und Zeitanalyse 25Diabetes, Stoffwechsel und Herz, Band 25, 1/2016  www.diabetologie-online.de tem. Die Bedienfreundlichkeit eines Systems ist ein wichtiger Aspekt für die richtige Vorbereitung und Durch- führung der Messung und die Ermitt- lung von zuverlässigen Messwerten. Eine schwierige und/oder aufwendige Handhabung des Systems kann nicht nur zu einer mangelnden Bereitschaft bei den Anwendern, sondern auch zur Ermittlung falscher Glukosemesswer- te führen. SMBG ist mit mehreren Ar- beitsschritten verbunden, dabei ist vor allem die ordnungsgemäße Handha- bung der Teststreifen und Durchfüh- rung der Messung, z. B. die Lagerung der Teststreifen oder die Generierung und Auftragung des Blutstropfens, kri- tisch, um verlässliche Messwerte zu er- halten (11 – 14). FGM bringt den Pa- tienten im Vergleich mit SMBG nicht nur deutliche Zeitersparnisse, sondern könnte aufgrund der deutlich gerin- geren Zahl an Arbeitsschritten auch weniger anfällig für Bedienungsfehler sein. Allerdings ist zu bedenken, dass Fehler bei der Handhabung des FGM- Sensors unter Umständen während der kompletten, bis zu 14-tägigen Tragezeit des Sensors wirksam sein könnten. Die Vorteile des FGM-Systems bei der Handhabung, also das einfache und unblutige Ermitteln der aktuellen Glu- kosekonzentration, könnten vor allem bei Patienten zum Tragen kommen, die eine engmaschige Kontrolle ihrer Glu- kosespiegel benötigen. Für viele Pati- enten stellen der richtige Umgang mit Teststreifen und der Schmerz beim Stechen Hindernisse für das Durch- führen regelmäßiger kapillärer Blut- glukosemessungen dar (15). Auch der Wunsch nach einer diskreten und mög- lichst schnellen Testdurchführung ist ein wichtiger Aspekt für die Integrati- on der Messungen in den Alltag. Aus Patientensicht kann es oftmals unan- genehm sein, in der Öffentlichkeit ka- pilläre Blutglukosemessungen durch- zuführen, z. B. im Kaufhaus oder im Restaurant. Umfragen haben ergeben, dass die Messung unterwegs häufig als zu kompliziert empfunden wird oder nicht alle benötigten Utensilien verfüg- bar sind (16). Für einige Berufsgruppen lässt sich SMBG schlecht in den Alltag integrieren, z. B. Köche, Laborangestell- te und Krankenschwestern. In vielen Si- tuationen und für viele Berufsgruppen könnte FGM sinnvoll das Diabetesma- nagement unterstützen. In bestimmten Situationen sind auch bei Nutzung des FGM-Systems ka- pilläre Blutglukosemessungen vorge- sehen. Bei FGM wird ebenso wie bei CGM die interstitielle Glukosekon- zentration gemessen, die im Vergleich mit den Werten im Kapillarblut ver- zögert auf Veränderungen des Gluko- sestoffwechsels reagiert (3). Die Glu- kosekonzentrationen im Blut und in der interstitiellen Flüssigkeit sind nur während Phasen ohne kurzfristige Än- derungen der Blutglukose identisch („steady state“). In Phasen rascher Zu- und Abnahme der Blutglukose, etwa nach Mahlzeiten oder körperlicher Ak- tivität, sind physiologisch bedingte Ab- weichungen zu verzeichnen (3). Wenn sich in solchen Situationen die Frage einer Anpassung der Insulindosis stellt, werden zusätzliche SMBG-Messungen empfohlen (3). Außerdem empfiehlt der Hersteller des FGM-Systems zu- sätzliche kapilläre Messungen zur Be- stätigung einer vom Sensor berichteten Hypoglyk­ämie oder drohenden Hy- poglykämie oder wenn die Symptome nicht mit dem Messwert des FGM- Systems übereinstimmen. Der Hersteller positioniert das FGM- System als Ersatz für die routinehafte Blutzuckermessung in der Diabetesthe- rapie. Die oben genannten Ausnahme- situationen, in denen eine zusätzliche Blutzuckermessung durchgeführt wer- den sollte, sind dabei laut Hersteller zu beachten. Die Autoren weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der- zeit noch keine Studienergebnisse für die Verwendung von FGM-Messergeb- nissen zur Insulindosisermittlung verfüg- bar sind. Studien zum Einsatz von FGM für die Insulindosisermittlung bei Pati- enten mit Typ-2- und Typ-1-Diabetes werden aktuell vom Hersteller durch- geführt (17, 18). Bei der Interpretation der Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung muss klar sein, dass der Fokus auf der Hand- habung des neu entwickelten FGM- Systems lag, die Messqualität und der Einsatz durch Patienten im alltäglichen Diabetesmanagement wurden nicht un- tersucht. Diese Aspekte sollten in wei- teren Studien analysiert werden, um die Möglichkeiten und Grenzen für den Einsatz von FGM im Diabetes- management besser aufzeigen zu kön- nen. Verschiedene Studien zeigen, dass aktuelle CGM-Systeme noch nicht die Messgenauigkeit aufweisen, die von vielen verfügbaren SMBG-Systemen erreicht wird (9, 10, 19 – 22). Hinsicht- lich des Einsatzes im Alltag sollte auch berücksichtigt werden, die Patienten ausreichend im Umgang mit dem Sys- tem zu schulen. Vor allem die einfache und schnelle Ermittlung von aktuel- len Glukosewerten erfordert eine gute Kenntnis, die erhobenen Daten richtig zu interpretieren. Zusammengefasst zeigt die vorliegen- de Untersuchung, dass bei Durchfüh- rung von FGM weniger Arbeitsschritte anfallen, was mit einer Vereinfachung der Messungen und Zeitersparnissen as- soziiert ist und mögliche Fehlerquellen reduzieren kann. Die praktische Rele- vanz dieser Faktoren hängt jedoch von der Messfrequenz und der Häufigkeit zusätzlicher SMBG-Messungen ab. Die genannten Aspekte könnten besonders bei Patienten zum Tragen kommen, die häufig Glukosemessungen durchführen müssen. Der Hersteller positioniert das FGM-System als Ersatz für die routinehafte Blutzuckermessung in der Diabetestherapie. SMBG-System FGM-System ordnungsgemä- ßer Messvorgang ohne Hän- dewaschen ohne Lanzet- tenwechsel ohne Händewaschen und Lanzettenwechsel 2:24 1:20 1:55 0:50 0:06 Tab. 6: Mittlerer Zeitbedarf für eine Routinemessung (SMBG: Selbstmessung der Blutglukose, FGM: Flash Glucose Monitoring). Mittlerer Zeitaufwand für eine Routinemessung (min) 2:241:201:550:500:06

Seitenübersicht