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Schubert O. et al. Diabetes, Stoffwechsel und Herz, Band 24 6/2015

O R I G I N A L A RT I C L E S   /   O R I G I N A L I E NSchubert et al.: Quantität und Qualität von verfügbaren Glukoseinformationen 371Diabetes, Stoffwechsel und Herz, Band 24, 6/2015  www.diabetologie-online.de O. Schubert1 , A. Resch2 , C. Schlaeger2 Der hohe Anteil an Patienten, die ohne jegliche Glukose- daten zur Routinevisite erscheinen, ist alarmierend. Einleitung Die Blutzuckerselbstmessung stellt heutzutage einen Eckpfeiler einer je- den antidiabetischen Therapie dar. Eine strukturierte und ausreichend häufige Messung der Blutglukose ist für Men- schen mit Diabetes mellitus und In- sulintherapie die Basis für eine siche- re Therapie mit Insulin und wird auch für nicht insulinpflichtige Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) empfohlen. Internationale und natio- nale Fachgesellschaften geben in ihren Leitlinien Empfehlungen zur Frequenz und Strukturierung der Blutzucker- selbstmessung für Menschen mit insu- linpflichtigem Diabetes. Es gibt Hinwei- se, dass die Compliance der Patienten zu den empfohlenen Testfrequenzen gering ist (1 – 3). Als Ursachen für das Nichteinhalten empfohlener Testfre- quenzen sind insbesondere beschrie- ben Schmerzen beim Gewinnen von Kapillarblut aus der Fingerbeere, das Handhaben von Teststreifen und an- deren Verbrauchs­utensilien, eine feh- lende Diskretion bei der Blutzucker- messung und die erforderliche Zeit für das Durchführen der Blutzuckerselbst- messung (3 – 6). Eine weitere Heraus- forderung für behandelnde Ärzte stellt die Tatsache dar, dass Patienten häufig ihre Blutzuckerwerte nicht dokumen- tieren oder ihre Dokumentationen zu den Routinebesuchen nicht mitbringen (1, 7). Nach unserem Kenntnisstand existiert für Deutschland bislang keine vergleichbare bundesweite Datenerhe- bung zur Qualität und Quantität von Quantität und Qualität von verfügbaren ­Glukoseinformationen in Schwerpunktpraxen Zusammenfassung Hintergrund: Mangels relevanter Glukose- daten können Anpassungen der Diabetes­ therapie potentiell verzögert und das Hypo- glykämierisiko der Patienten durch den Arzt nicht immer sicher abgeschätzt werden. Ziel: Erfassung von Glukosedaten, die dem Arzt bei Routinevisiten fürTherapieent- scheidungen zur Verfügung stehen. Material und Methoden: In einer multizen- trischen Datenerhebung an Erwachsenen mit Diabetes und Insulintherapie wurden bei Routinevisiten in 17 diabetologischen Schwerpunktpraxen (DSPen) die Qualität und Quantität von Glukosedaten, erlebte Hypoglykämien und das durch den Arzt ge- schätzte Hypoglykämierisiko erfasst. Ergebnisse: Daten von 311 Patienten (25,1 % mitTyp-1-Diabetes) wurden doku- mentiert und ausgewertet. 20,6 % der Pa- tienten brachten keine Daten mit zur Visite. 23,8 % der Patienten gaben an, lediglich manchmal oder (fast) nie Anzeichen von Un- terzuckerungen zu spüren. 11,9 % gaben an, in den vergangenen 12 Monaten mindes- tens eine Hypoglykämie erlebt zu haben, bei der sie Hilfe durch Dritte benötigten. 29,3 % der Ärzte bewerteten die Daten für eineTherapieentscheidung als mangelhaft oder unbrauchbar. 50,8 % würden dieThe- rapie anpassen, wenn sie das Hypo­glyk­ ämie­risiko besser abschätzen könnten. Diskussion: Bezüglich der Dokumentation von Glukoseverläufen bei Patienten mit Diabetes und Insulintherapie besteht in Deutschland noch immer Optimierungs- bedarf. Strategien zur Optimierung sollten sowohl individuelle Faktoren als auch Limi- tationen der Messtechnologie adressieren. Schlüsselwörter Diabetes, ­Blutzuckerselbstmessung, ­Glukosedaten, Hypoglykämie, ­Versorgungsforschung Quantity and Quality of Available Glucose Documentation in Diabetes Clinics Summary Background: Optimising therapy for patients with insulin-treated diabetes and evaluating the risk of hypoglycaemia pose a challenge for physicians due to the lack of glycaemic data. Aim: Assessment of glycaemic data routinely presented to doctors and determi- nation of their value in therapeutic decisions. Material and methods: A multi-­centre patient and physician survey was conducted with data recorded during routine visits at seventeen specialist diabetes clinics. Availability, quantity and quality of blood glucose data, patient-­ reported hypoglycaemia and physician-­ rated risk of hypoglycaemia were assessed. Results: We evaluated data from 311 patients (25 % diabetes mellitus type 1); 20.6 % of patients did not submit any blood glucose information at the visit, 23.9 % of patients reported that they were only sometimes or (almost) never able to sense any signs of hypoglycaemia, and 11.9 % of patients reported at least one hypoglyc­aemic episode requiring third-party assistance for recovery during the last twelve months. Of the doctors, 29.3 % rated available data as flawed or inappropriate for therapy adjust- ment, while 50.8 % reported that they would adjust treatment if they were able to estimate the hypoglycaemic risk more effectively. Discussion: Blood glucose documentation still requires optimization in patients with insulin-treated diabetes in Germany. Optimiza- tion strategies should address both individual factors and limitations to current blood glucose self-measurement (SMBG) technology. Key words diabetes, SMBG, blood glucose data, ­hypoglycaemia, outpatient documentation O. Schubert Diabetes Stoffw Herz 2015; 24: 371 – 377 1) Diabetes-Schwerpunktpraxis Buxtehude, Buxtehude 2) Abbott GmbH & Co. KG, Abbott Diabetes Care, Wies- baden

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