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Schlüter S. PERFUSION 2015, 28, 123-133

123 Perfusion 04/2015 28. Jahrgang © Verlag PERFUSION GmbH S. Schlüter: Ambulantes Glukoseprofil versus Blutzuckertagebuch – Ergebnisse einer Befragung von niedergelassenen Diabetologen in Deutschland Die strukturierte Blutzuckerselbst- messung (BZSM) ist derzeit der Stan- dard und notwendige Voraussetzung für eine sichere und effiziente Thera- pie mit Insulin. Laut den nationalen Leitlinien sollten Menschen mit in- sulinpflichtigem Diabetes mindestens 4-mal täglich (vor jeder Mahlzeit und vor dem zu Bett gehen) ihren aktuellen Blutglukosewert bestimmen. In beson- deren Situationen wie z.B. bei Krank- heit oder nach körperlicher Anstren- gung kann auch ein 8- bis 10-maliges Messen notwendig sein [1, 2]. Bei einigen Patienten reichen jedoch auch vermehrte BZSM nicht aus, um Hypo- und Hyperglykämien verhindern zu können [3]. Insbesondere nächtliche Hypoglykämien bleiben häufig unent- deckt, denn Messungen in der Nacht stellen eine Herausforderung und Ein- schränkung der Lebensqualität der Patienten dar [4]. Generell wird eine Diskrepanz zwischen den empfohle- nen Messfrequenzen und den tatsäch- lich ausgeführten und dokumentierten Messungen beobachtet [5, 6]. Als Ursachen hierfür werden insbe- sondere die umständliche Handhabung von Teststreifen und Messutensili- en, die schmerzhafte Gewinnung von Kapillarblut aus der Fingerbeere, die fehlende Diskretion sowie die erfor- derliche Zeit für die Durchführung der BZSM genannt [7]. Mögliche Folgen sind wenige Messungen und eine man- gelhafte Dokumentation der Werte im Blutzuckertagebuch [6]. Dadurch wer- den erforderliche Anpassungen an der ORIGINALARBEIT PERFUSION 2015; 28: 123–133 Ambulantes Glukoseprofil versus Blutzuckertagebuch – Ergebnisse einer Befragung von niedergelassenen Diabetologen in Deutschland Sandra Schlüter Diabetologische Schwerpunktpraxis Northeim Zusammenfassung Zielsetzung und Methoden: Im Rahmen einer Online-Evaluierung wurden In- formationen zur Dokumentation und Auswertung von Glukosedaten in der Praxis gewonnen. Dabei sollte vor allem der Mehrwert der sensorbasierten und kontinuierlichen Glukosemessung in Verbindung mit dem ambulanten Glukoseprofil (AGP) ermittelt und analysiert werden. Insbesondere sollten die Vorteile, die diese Art der Dokumentation und Darstellung von Glukose- daten gegenüber der herkömmlichen Blutzuckerselbstmessung (BZSM) und der Dokumentation per Tagebuchaufzeichnung im klinischen Alltag bietet, evaluiert werden. Dazu wurden den Teilnehmern 2 Fallbeispiele vorgelegt, die sie anhand eines AGP oder eines simulierten Tagebuchs beurteilen sollten. Die benötigte Zeit zur Beurteilung und Beantwortung eines Fragebogens wurde gemessen und die Antworten mit denen eines Expertenpanels verglichen. Ab- schließend wurde die subjektive Bewertung der jeweiligen Darstellungsform der Glukosedaten erfragt. Ergebnisse: 80 niedergelassene Diabetologen nahmen an der Befragung teil. Diese gaben an, dass 78 % ihrer Patienten mit Diabetes und Insulintherapie eine Dokumentation ihrer Blutzuckerwerte zumArzttermin mitbringen, knapp die Hälfte davon in Form eines handschriftlichen Tagebuches. Diese Form der Dokumentation schnitt bei den Diabetologen hinsichtlich der sich daraus erge- benden Analysemöglichkeiten am schlechtesten ab. Als am aussagekräftigsten erachtet wurden die Daten aus der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM). Das AGP kannten 85 % der Ärzte bereits vor dieser Befragung oder hatten zumindest schon einmal davon gehört. Bei der Bearbeitung der beiden Fallbeispiele war das AGP der Tagebuchme- thode überlegen. Signifikant mehr Antworten zur Beurteilung der glykämi- schen Situation stimmten mit den Konsensus-Antworten des Expertenpanels überein, wenn die Kasuistiken mittels AGP bearbeitet wurden (86 % vs. 64 % für AGP vs. Tagebuch, p≤0,01). Darüber hinaus benötigten die Diabetologen signifikant (p≤0,05) weniger Zeit für die Bearbeitung mit dem AGP. Auch hin- sichtlich der Empfehlungen für Therapieanpassungen war die Übereinstim- mungsrate mit den Konsensus-Antworten des Expertenpanels anhand des AGP tendenziell höher als mit dem Tagebuch (83 % vs. 76 %, Unterschied nicht signifikant). In allen abgefragten Eigenschaften wurde das AGP von den Diabetologen sig- nifikant besser bewertet als die Tagebuchmethode. 86 % der befragten Diabe- tologen stimmten (voll und ganz) zu, dass durch die Auswertung des AGP das Hypoglykämierisiko ihrer Patienten reduziert werden kann. Perfusion 04/201528. Jahrgang © Verlag PERFUSION GmbH

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